Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo sich nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel ereigneten. Am 3. Februar wählte die Gemeinschaft den deutschen Benediktiner Nikodemus Schnabel (44) zum neuen Abt.
Zurzeit wird die Abtei umfassend renoviert. Mitte Januar wurde der neue Steinaltar in der Klosterkirche gesetzt, an Stelle des bisherigen provisorischen Holzaltars. Die feierliche Altarweihe und die Wiedereröffnung der seit September geschlossenen Kirche sollen am 21. März stattfinden, dem Fest des Ordensgründers Benedikt. Die Arbeiten am Kloster und den Zellen der Mönche werden sich bis voraussichtlich Sommer hinziehen. Die Kosten - für die erste von zwei Renovierungsphasen waren fünf Millionen Euro veranschlagt - übernahm zu 80 Prozent das Auswärtige Amt, den Rest der Deutsche Verein vom Heiligen Lande und das Erzbistum Köln.
Seine Entstehung verdankt das Kloster einem Besuch von Kaiser Wilhelm II. in Jerusalem. Im Oktober 1898 nahm er an der Einweihung der evangelischen Erlöserkirche teil. Auf konfessionelle Ausgewogenheit bedacht, kaufte er auch ein Grundstück, das er dem Deutschen Verein vom Heiligen Land überließ. Acht Jahre später trafen die ersten drei Mönche aus der süddeutschen Abtei Beuron ein und begannen mit dem Bau eines Klosters, das an "Mariä Heimgang" (lateinisch: "Dormitio Mariae") erinnern sollte. 1910 wurde die Kirche geweiht, das Kloster 1926 zur Abtei erhoben.
Seit Ende der 60er Jahre gewann sie zunehmend an Bedeutung, vor allem unter der Leitung des Trierers Laurentius Klein (1928-2002), Abt von 1969 bis 1979. Klein begründete 1973 ein ökumenisches theologisches Studienjahr für Studierende aus dem deutschsprachigen Raum. (kna, 8.2.2023)