Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott im Herzen wiederfinden

In unserer Mutterhauskirche haben wir ganz hinten zwei Heiligenfiguren, den heiligen Josef mit dem Jesuskind und den heiligen Antonius von Padua, ebenfalls mit dem Jesuskind im Arm. Wenn man danach fragt, warum der heilige Antonius so abgebildet wird, weiß das kaum noch jemand.

In den Heiligenlegenden aus der Zeit des Franziskus und seiner Mitbrüder wissen wir, dass Antonius zunächst Augustiner-Chorherr war, in Lissabon und Coimbra studiert hatte und sehr klug und redegewandt war. Er ist dann, weil er die Ankunft einiger Franziskanermärtyrer erlebt hatte, zu den Franziskanern übergetreten und hat Franziskus kennengelernt. Und da geschieht etwas Außergewöhnliches. Franziskus will eigentlich nicht, dass die Brüder studieren um damit dann predigen und forschen zu dürfen. Aber bei Antonius spürt er etwas Besonderes. Der ist ein so begnadeter Prediger, dass er schafft, den Menschen wieder klar zu machen, dass sie an einen Gott glauben können, der als Säugling herunter gekommen ist in die Welt. Und somit die Verbindung wiederherzustellen zwischen Gott und den Menschen, die sich soweit von ihm entfernt hatten. Und viele Leute in Padua und Umgebung, die seine Predigten gehört hatten beschreiben dabei das Bild, dass sie gesehen haben, wie er das Jesuskind auf dem Arm trägt. So hat Franziskus ihn beauftragt, die Mitbrüder zu unterrichten und zu lehren.

In einem an Antonius gerichteten Schriftstück, dessen Text überliefert ist und das wahrscheinlich um die Jahreswende 1223/1224 entstand, nannte Franziskus ihn anerkennend "meinen Bischof" und erlaubte ihm, den Brüdern theologische Vorlesungen zu halten, "wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschest". Und aus dieser Geschichte heraus versteht man dann zum einen, dass Antonius mit dem Jesuskind dargestellt wird, dass in den Herzen der Menschen verloren gegangen war, und durch ihn wiedergefunden wurde. Und zum anderen, dass ihn von daher viele Menschen anrufen, wenn ihnen etwas, mehr oder weniger wertvolles verloren gegangen ist.

Wenn dann also die liebenswert scherzhafte Bitte: "Sankt Antoni sei gepriesen, Schutzpatron der Schlamperliesen" zu Ihrem Wortschatz gehört, dann wünsche ich Ihnen sehr, nicht nur das verlorengegangene Schmuckstück, sondern auch Gott in ihrem Herzen wiederzufinden.

Themen