Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Liebstes Möbelstück des Teufels

Ja, ich könnte mich ärgern und viele tun es auch. Der Papst hat mal wieder No – Nein gesagt zur Frage, ob Frauen bald zu Diakoninnen geweiht werden können. Und dann kommt ein weitschweifiges frommes Gerede darüber, dass ja Frauen längst überall auf der Welt diakonische Dienste tun und wirksam sind und es dafür gar keine Weihe braucht.

Ach ja, Papa Francesco! Wozu dann all die Bemühungen der letzten Jahre weltweit, um die Fragen nach einer synodalen Kirche und der Teilhabe der Frauen an Diensten und Ämtern in ihr? Wozu die langen Antworten die jetzt aus allen Diözesen der Welt in Rom eingetrudelt sind, um die Weltsynode im Oktober vorzubereiten? Die Frage nach dem Umgang mit den Frauen wird die Zukunft der Kirche entscheiden.

Am Wochenende haben wir 75 Jahre Grundgesetz in Deutschland gefeiert. Im parlamentarischen Rat damals 1948/49 waren 61 Männer und 4 Frauen. Und diese vier Frauen haben geschafft, was die ganzen Männer dort verhindern wollten. Nämlich den Satz: "Frauen und Männer sind gleichberechtigt." Sie sind durchs Land gefahren und haben dafür geworben, dass der Neuanfang des Landes nach der Katastrophe der Nazidiktatur und des 2. Weltkrieges wirklich nur mit allen, also Männern und Frauen gelingen kann. Und es haben so viele Hundertausende Menschen sich an diesem Protest beteiligt, dass dieser Satz genauso ins Grundgesetz kam. Dass die Gleichberechtigung in vielen Bereichen immer noch nicht vollständig gelungen ist, ist eine Tatsache. Aber man hat den Anfang gewagt und ist damit mehr als gut gefahren.

Ich weiß auch, dass es ein etwas gewagter Vergleich ist. Aber wenn meine Kirche, die ich liebe und in der ich bleibe, es weiterhin auf die lange Bank schiebt, diese Frage zu entscheiden und über den Schatten der patriarchalen Ordnung zu springen, dann werden am Ende nur die wenigen geweihten Männer in der alten, verfassten Kirche übrigbleiben. Und es wird sich eine andere neue Kirche bilden mit Männern und Frauen, die sich nach dem Evangelium richten und nicht nach dem, was sich über Jahrhunderte an Vorschriften angesammelt hat. Die lange Bank, auf der seit Jahrhunderten immer wieder Entscheidungen umhergeschoben worden sind, diese lange Bank ist das liebste Möbelstück des Teufels. 

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