Zum traditionsreichen Johannis-Tag schrieb Johann Sebastian Bach mehrere Kantaten. Eine geriet besonders lang und festlich – Grund war aber nicht Bachs Verehrung für seinen Namensgeber, sondern ein schnöder weltlicher Anlass.
Die Kantate "Freu dich, erlöste Schar" BWV 30 besteht aus zwei Teilen, die vor und nach der Predigt aufzuführen waren.
Thema ist natürlich Johannes der Täufer, der Jesus als den Erlöser ankündigt. Das Werk ist äußerst umfangreich besetzt; unter anderem mit drei Trompeten, Pauken, vier Gesangsolisten und Chor.
Der Grund in der üppigen Instrumentierung liegt auch darin, dass sie ursprünglich als eine weltliche Huldigungskantate für eine gehobene Persönlichkeit aus dem Leipziger Stadtleben von Bach komponiert worden war – und für festliche Klänge waren entsprechende Instrumente und Sänger nötig. Ein Jahr später änderte Bach den Text und die Musik etwas ab und fertig war die Johannes-Kantate.
Diese Vorgehensweise war aber keine Respektlosigkeit Bachs seiner kirchlichen Aufgabe gegenüber, sondern seiner enormen Arbeitsbelastung als Thomaskantor in Leipzig geschuldet. Regelmäßig griff Bach beim Komponieren der sonntäglichen Kantaten auf ältere Werke zurück und versah sie mit einem neuen Text und nahm musikalischen Änderungen vor.
Johannis-Tag am 23. oder 24. Juni oder gar nicht?
Meistens kollidiert der Johannis-Tag nicht mit anderen Festen im katholischen Kalender. In diesem Jahr verpasst er aber nur knapp den Sonntag, der Vorrang als Herrentag hätte. Vor zwei Jahren war aber am 24. Juni das Hochfest des "Heiligsten Herz Jesu". Dieses Ideenfest hat das Herz Jesu im Zentrum – eine Verehrung des Herzens lässt sich schon anfanghaft in der Spätantike nachweisen und wurde vor allem im 16./17. Jahrhundert sehr populär. Gefeiert wird es am dritten Freitag nach Pfingsten. Der fiel nun 2022 auf den 24. Juni.
Da im Laufe der Kirchengeschichte immer mehr Heilige durch Gedenktage verehrt wurden, drohten diese Tage den eigentlichen Kern des christlichen Glaubens – Tod und Auferstehung von Jesus Christus – zu überdecken. Sogar der Sonntag wurde unter der starken Heiligenverehrung im Mittelalter immer mehr überlagert. Um ein falsches Übergewicht zu vermeiden, stärkte Papst Pius X. den Sonntag als zentralen Herrentag.
"Herrenfeste" verdrängen katholischerseits Johannes
Die sogenannten Herrenfeste wurden dann durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) eindeutig gestärkt und erhielten Vorrang vor anderen Festen, in denen es "nur" um Heilige ging: "Die Herzen der Gläubigen sollen vor allem auf die Herrenfeste hingelenkt werden" – so heißt es im Konzilstext "Sacrosanctum Concilium".
Beim Hochfest "Heiligstes Herz Jesu" steht Jesus im Zentrum, beim Fest Geburt Johannes des Täufers lediglich der "Vorläufer" – er muss also im Fall der Fälle seinem Herrn weichen und wurde 2022 einen Tag früher gefeiert.
Viel Brauchtum um Johannis
Doch egal, welches Datum nach welcher Konfession genommen wird: rund um diesen Tag hat sich auch ein erhebliches Brauchtum entwickelt – durchaus in gedanklicher Verbindung zur Sommersonnenwende kurz davor.
Zu den Bräuchen zählt zum Beispiel in der Johannisnacht vor dem 24. Juni der Tanz um das Johannisfeuer. Das Johannis- oder Würzfeuer steht in einem Zusammenhang mit der Symbolik von Feuer und Sonne wie auch der Sonnenwende.
Auch gilt die Zeit um den Johannistag als besonders gut für das Sammeln von Kräutern. Zum Johannistag gibt es außerdem viele Ernteregeln und Erntetraditionen. So neigt sich in der Regel um den 24. Juni die Schafskälte dem Ende zu, viele Pflanzen sind nach Johannes benannt; zum Beispiel Johannisbeere, Johanniskraut oder Johannisbrot.
In der Sendung "Musica" erklingt am Sonnntagabend ab 20 Uhr geistliche Musik zum Johannis-Tag.