Mozarts Messvertonung in c-moll KV 427 überragt in Länge, Besetzung und kompositorischen Geschick alle seine anderen geistlichen Werke und verblüfft mit einer Stilvielfalt, die ihresgleichen sucht. Der Anlass war wohl privater Natur.
Mozarts Messvertonung in c-moll KV 427 überragt in Länge, Besetzung und kompositorischen Geschick alle seine anderen geistlichen Werke und verblüfft mit einer Stilvielfalt, die ihresgleichen sucht. Der Anlass war wohl privater Natur.
Komplexe Fugen, leichte italienische Arien, verbunden mit einer teilweise dramatischen Tonsprache lassen das Werk zu einer der wichtigsten Vertonungen der lateinischen Messe überhaupt werden. Der Anlass für das Werk war wohl privater Natur.
Im Alter von 26 Jahren begann Mozart mit dem Werk, von der Anlage her ist die c-moll-Messe eine "Missa Solemnis", eine "feierliche Messe", oder auch eine so genannte Kantatenmesse, das heißt, innerhalb eines Messteils wechselt abschnittsweise mehrfach die Besetzung und damit auch Charakter und Stil der Musik.
Vor der Entstehung des Werkes hatte der Salzburger sich ausführlich mit der barocken Musik von Johann Sebastian Bach auseinandergesetzt.
Nicht nur Bach kann Fugen komponieren
Vielleicht auch deshalb komponierte Mozart in der c-moll-Messe gleich mehrere großartige Fugen in bester Bach-Tradition. Doch nicht nur die komplexe barocke Fugen-Technik verwendet Mozart in der c-moll-Messe. Auch von der zeitgenössischen italienischen Oper inspirierte Arien finden sich in der Vertonung.
Bei aller Virtuosität und Kunstfertigkeit: der noch junge Mozart vergisst bei der c-moll-Messe auch die theologischen Aussagen des Mess-Textes nicht. In einem beeindruckenden Doppelchor verdeutlich er durch scharfe Punktierungen im Orchester die Leiden Jesu Christi am Kreuz für die Wegnahme der Sünden der Welt, wie es Text der Messe heißt.
Liebe als Anlass
Trotz der Meisterschaft der Messe: Mozart erhielt keinen offiziellen Auftrag zum Schreiben dieses Werkes, etwa von der Kirche. Das war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Denn eigentlich gab es meistens Aufträge und zugleich Vorgaben vom jeweiligen Bischof, wie lang eine Messvertonung zu sein habe, wie umfangreich die Besetzung sein sollte und vieles mehr. Das ist bei so gut wie alle anderen Messvertonungen von Mozart der Fall, nicht aber bei seiner großen c-moll-Messe.
Auch ohne Auftraggeber begann Mozart im Sommer 1782 in Wien damit. Am 4. August 1782 hatte die Hochzeit von Wolfgang Amadeus und Constanze Mozart stattgefunden. Und hier liegt wahrscheinlich auch der Anlass für das Werk. Denn in einem Brief schrieb Mozart, er habe „in seinem Herzen versprochen, wenn er sie als seine Frau nach Salzburg brächte, dort eine neukomponierte Messe zur Aufführung zu bringen.“ Das war also höchstwahrscheinlich Anlass für diese Messe, die am 26. Oktober 1783 in der Salzburger Peterskirche mit seiner Frau Constanze als Sopran-Solistin uraufgeführt werden sollte – allerdings fehlt der definitive Nachweis, dass es zu einer Aufführung tatsächlich kam.
Warum unvollendet?
Trotz der glücklichen Ehe mit Constanze vollendete Mozart die Messe nicht. Erhebliche Teile aus dem Credo und das gesamte „Agnus Dei“ fehlen.
Die Gründe sind nicht bekannt, es könnte aber an einer Reform der Josephinischen Kirchenmusik in Österreich gelegen haben, die in der Zeit von 1783 bis 1790 keine große Besetzung für Messkompositionen vorsah. Obwohl das Werk unvollendet geblieben ist, genießt die c-moll-Messe seit dem 19. Jahrhundert eine hohe Anerkennung und wird bis heute oft in Kirchen und Konzerträumen aufgeführt.
In der Sendung "Musica" erklingt am Pfingstmontag ab 20 Uhr ein Livemitschnitt aus der Kölner Philharmonie mit dem Vokalensemble Kölner Dom und dem Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Markus Stenz aus dem Jahr 2008.